Zusammentreffen zwischen Altem und Neuem

In der Galerie kommt es zum spannungsreichen Zusammentreffen zwischen Altem und Neuem - zwischen Historischem und Modernem. Künstlerinnen und Künstler können auf ihrem Weg hier Station machen. Unter der Maxime "das Vergangene in sich tragend und reflektierend - das Jetzt verarbeitend - die Zukunft deutend" sollen Kunst und Ort sich gegenseitig befruchten.

Mit der Reihe KunstStationen, die zweimal im Jahr Werke zeitgenössischer Künstlerinnen und Künstler vorstellt, begibt sich das KulturForum gemeinsam mit seinen Gästen auf besondere Entdeckungsreisen und will dabei anregende Momentaufnahmen oder bemerkenswerte Entwicklungen aufgreifen.

2023: 2. Jahresausstellung

Kunsträume
Roland Meyer-Petzold und Klaus Werner

Roland Meyer-Petzold und Klaus Werner sind seit vielen Jahren in der Künstlergemeinschaft ATELIER Römerberg in Wiesbaden aktiv und stellten bereits mehrfach gemeinsam aus. Beide Künstler verbindet zudem eine langjährige Lehrtätigkeit von künstlerischer Praxis und Kunstvermittlung an der Universität in Gießen. Die Reflexion der eigenen künstlerischen Praxis ist daher ein gewohntes und geübtes Verhalten auch dem eigenen Werk gegenüber.

In ihren abstrahierten Arbeiten sind die Bezüge zur Natur und Architektur unverkennbar und die Kontraste von strenger Geometrie und organischen Formen bilden ein spannungsreiches Miteinander.

Klaus Werner präsentiert in der aktuellen Ausstellung vorwiegend Landschaftsmalerei, die einen hohen malerischen Facettenreichtum aufweist. Er arbeitet sowohl Plein Air, also unter freiem Himmel, so bei-spielsweise beim Werk „Hunsrücker Haus“, aber auch in seinem Atelier anhand von Fotografien. Die fotografischen Ansichten bieten ihm den Nährboden für seine malerischen Experimente, seine Motive neu zu entdecken, sie zu gestalten. Ein Beispiel dafür stellt das Werk „Balat“ dar, welches zwei unter-schiedliche Fotografien in der Malerei kombiniert. Seine Werke zeigen Dorfstraßen und ländliche Szenen, ohne jegliche idyllische Verklärung. Durch seine Naturbeobachtungen fängt er Atmosphären ein und schafft ein dichtes Gefüge aus Vertrautem und Neuem. Die dynamischen Kompositionen anhand stark fluchtender und bewusst gezogener Linien gliedern den Bildraum, schaffen zugleich Tiefe und Spannung. Mal arbeitet er mit einer reduzierten Farbpalette, dann nutzt er eine expressive, intensiv leuchtende Farbpalette, die er mit dunklen Flächen kontrastiert, wodurch seine Werke von mitreißender Lebendigkeit geprägt sind. Immer im Wechselspiel zwischen den uns bekannten Stilrichtungen des 19. und 20. Jahrhunderts bewegt sich Klaus Werner mit einem stets erfrischenden Blick für ästhetische Alltags-phänomene und deren künstlerisches Potential.

Roland Meyer Petzold stellt im Rahmen dieser Ausstellung Skulpturen aus, die in drei Kategorien gegliedert werden können: Skulpturen mit architektonischen Bezügen, Freie Formen und Instabile Skulpturen. Gewagte Kombinationen von Glas und Stein sind genauso ein Versuch einer Antwort auf diese unsicheren Zeiten wie extreme Perspektiven im gemalten Bild. Er nutzt zur Gestaltung seiner Skulpturen sowohl additive als auch subtraktive Verfahren, also das Hinzufügen und Abtragen von Material. Im Umgang mit Ton wechselt er zwischen beiden Verfahren. Der Materialreichtum und die Kombination von teils ungewöhnlichen Materialien hält bei näherer Betrachtung einige Überraschungen bereit, so zum Beispiel bei „Krise I“ und „Krise III“. Er nimmt die Veränderungen unserer Zeit sensibel war, übersetzt sie in skulpturale Metaphern, so beispielswiese am Werk „Einer trage die Last“ erkennbar. Manchmal überwiegt das Konstruktive, das Geometrische, ein anderes Mal wirken die Formen weicher, natürlicher. Insbesondere die Skulpturen der Kategorie „Freie Formen“ zeichnen sich durch dieses Wechselspiel aus. Sie vereinen strenge Geometrie mit der Leichtigkeit fließender Formen, durchbrechen das zu harmonisch Vollständige, eröffnen Einblicke und Ausblicke, zeigen unerwartete Ansichten.

In der Zusammenschau der Arbeiten beider Künstler wird deutlich, dass sie auf eine besondere Weise miteinander harmonieren, im Dialog stehen und gleichzeitig bilden sich vielschichtige Kontraste und unerwartete Blickachsen.

Text: Nina Chambre /Arbeitskreis

Vernissage
Freitag, 06.10.2023, 19:00 Uhr

2023: 1. Jahresausstellung

Ebenen
Claudia Pense

In ihren Arbeiten geht die Künstlerin Claudia Pense immer neue Wege, im Umgang mit ihrem  Material und Medium „Stein“- und ist hier auf verschiedenen Ebenen unterwegs.

Der Stein ist der rote Faden, der sich durch ihre Arbeiten zieht. Dabei ist die Künstlerin immer auf der Suche nach neuen Wegen mit diesem klassischen Bildhauermaterial umzugehen.

Sie bringt den Stein in Bewegung, zum „Schweben“, an der Wand und im Raum.

Vernissage
Freitag, 16.06.2023, 19:00 Uhr

2022: 2. Jahresausstellung

INFERNO
Malerei
Martin Holzschuh

Der Künstler Martin Holzschuh ist bekannt für seine dunkle, erdige Farbpalette, die seine Arbeiten dominiert. Eine melancholische, düstere und geheimnisvolle, fast magische Grundstimmung durchzieht sein Oeuvre. Durch die Farbgebung vermitteln seine Werke einen scheinbar undefinierbaren Schmerz, der seine Bildbetrachter:in mit voller Wucht trifft. Diese geheimnisvolle Düsternis sprengt er mit seinem raschen Pinselstrich und so brechen unter den dunklen Farben verschiedene Farbnuancen auf: mal tritt ein kräftiges Blau heraus, mal ein kräftiges Rot, mal ein dunkleres Grün. Martin Holzschuh ist neben dem Spiel mit gesättigten Farben auch bekannt für den Wechsel bestehend aus figurativen und nicht-figurativen Formen und Figuren. Seine Bilder bestehen aus einem Ineinander, Miteinander, einem Füreinander oder auch einem Gegeneinander von immer wiederkehrenden Farben und zeugen, während sie die Welt der reinen Farbe zeigen, zugleich von einem Dunkel, einer Düsternis, die die Welt in ihrer Bedrängnis hervortreten lassen.

Farbe und Form erhalten ein Eigenleben, das dazu verleitet, das Dargestellte als Figuration zu betrachten – wiederum sind seine Arbeiten als Abstraktion zu lesen, die geprägt sind durch seine ausdrucksstarke Bildsprache.

Martin Holzschuh bringt in seinen Arbeiten seine Auffassung zum Ausdruck, die geprägt ist von ausdrucksstarker Geste und Gefühl. Während er Kompositionen konstruiert, verwirft er diese gleichzeitig, um alles wieder neu entstehen zu lassen. Es ist das Fragment, das Unvollendete, das sein Werk ausmacht.

Was wir sehen, sind Bilder, die zum Nachdenken anregen. Bilder, die voller Dynamik sind und so authentisch und kompromisslos, dass sie nicht bereit sind auf irgendeine Art und Weise gefällig zu sein. Mit seiner Malweise hinterfragt Martin Holzschuh die Malerei und deren Prozess.

September 2022 Jacqueline Jakobi

Vernissage
Freitag, 23.09.2022, 19:00 Uhr

Aktionstag
Samstag, den 08.10.2022, 16 Uhr
Lesung: Gedichte von Julia Mantel
Frau Mantel, geb. 1974, ist Lyrikerin, Strickkünstlerin und Sprecherin aus Frankfurt.

2022: 1. Jahresausstellung

Doppelspiel
Cornelia Krauledat und Heike Wichmann-Hopp

Prägend für Cornelia Krauledats künstlerisches Schaffen sind zunächst ihre Erfahrungen während des Studiums der Visuellen Kommunikation an der Hochschule für Gestaltung in Offenbach und der Freien Malerei und Druckgrafik an der Städelschule in Frankfurt am Main. Die Frankfurter Künstlerin liebt vor allem experimentelles Arbeiten mit unterschiedlichen Materialien. So arbeitet sie z.B. gerne mit Rost, Asche, Bitumen, Schellack auf Leinwand.

In langwierigen Arbeitsprozessen entstehen in mehrfache Acryl-Farbschichten eingeritzte Zeichnungen sowie applizierten Collagematerialien freie imaginäre Kompositionen, mit großer Experimentierfreude. So ergeben sich aus feingezogenen Linien und netzartigen Kratzspuren fantasievolle Gebilde, die innere Landschaften wiedergeben, wobei sie auch das hervorholt, was eher verbogen scheint.

Die Arbeiten von Heike Wichmann-Hopp sind keine Skulpturen im klassischen Sinne. Klassische Skulpturen haben eine über die ganze Form gehende, geschlossene Oberfläche, die den Blick ins Innere verwehrt. Die Objekte von Heike Wichmann-Hopp dagegen, sind aufgebrochen und lassen Einblicke zu.

Diese organisch anmutenden, strukturierten Formen werden freiplastisch aufgebaut und in einem, auf selbstgefassten Regeln basierenden Prozess entwickelt. Heike Wichmann-Hopp legt ein Aufbaumuster fest, zum Beispiel ein Stäbchen, das sich am Ende in zwei neue Stäbchen teilt. Dies ist ein Prinzip aus der fraktalen Geometrie, dass bei der Blumenkohlsorte Romanesco vorkommt. Durch die stetige Wiederholung dieses Musters, sowie das Variieren, z.B. der Größe der Formen und der Wachstumsrichtung wird die Gestalt bestimmt. Dies geschieht auch oft intuitiv. Es entstehen vollkommen durchstrukturierte Skulpturen, die ihr Inneres nicht verbergen.

Vernissage
Freitag, 25.03.2022, 19:00 Uhr